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Gazzetta
di Parma 12.12.2004
L'emozione del
Messiah
Ascoltare il Messiah di Haendel all'avvicinarsi del Natale, in tempi sempre
pi ù distratti e confusi quali quelli che stiamo vivendo, è
pur sempre occasione di intimo coinvolgimento; cosí è parso
evidente dall'attenzione con cui il pubblico che gremiva la Cattedrale ha
seguito l'esecuzione dell'altra sera, rinnovata proposta augurale della Fondazione
Teatro Regio. Lo si era ascoltato, infatti, un anno fa, nella stessa occasione
festosa e potrà forse diventare un appuntamento fisso, un momento,
grandioso e intimo insieme, di riflessione nel ripercorrere il dramma religioso
e umano, quale Haendel ha saputo ricreare con la sua infiammata, tenerissima
fantasia. Era appunto la dimensione offerta dalla lettura che ha nuovamente
proposto Peter Schreier, alla guida della compagine orchestrale e di quella
corale del nostro teatro, una visione sottratta al gigantismo con cui il celebre
oratorio, già sul finire del settecento, è andato via via accrescendo
la sua celebrità e riportata, appunto, a quel passo narrativo pi ù
naturale proprio di quella tradizione di cui il grande tenore, oggi importante
direttore, si è nutrito, fin dalla sua prima formazione tra i «pueri
cantores». Un passo, quello di Schreier, pure sottratto a certe compiaciute,
fin troppo istiganti rarefazioni di stile a vantaggio di quella dialettica
discorsiva che entro il grande affresco va liberandosi in maniera organica,
nella circolarità che unisce le arie, con la loro ineffabile malía
melodica, agli impulsi pi ù realistici dei recitativi per riassumersi
poi nelle vertiginose campiture contrappuntistiche; in una sequenza che Schreier
ha realizzato secondo una naturale eloquenza, proprio nello spirito di una
stringente unità, potremmo dire drammaturgica, da imprimere al grande
racconto. Ha avuto come tramiti significativi nell'articolazione dei «
personaggi » un quartetto vocale di tutto rispetto composto dal soprano
Annette Dasch col suo timbro luminoso, dall'espressivo contralto Annette Markert,
dal tenore Fabrice Dalis e dal baritono Markus Butter, quest'ultimo già
presente lo scorso anno, animatori di un gioco solistico che ha trovato facile
integrazione con il Coro diretto da Martino Faggiani che nella sollecitazione
certo non comune di questo rinnovato appuntamento haendeliano ha riconfermato
il fervore di un'adesione, ben testimoniata dagli esiti, e lo stesso si deve
dire dell'impegno dell'orchestra, ben rispondente alle istanze interpretative
di Schreier. Un prolungato applauso ha accomunato alla fine tutti gli artefici
di questa significativa serata, conclusasi con la replica dell' Alleluia.
g.p.m.
Zwei der Motetten, "Singet dem Herrn" und "Jesu, meine Freude" ließ Schreier continuobegleitet singen, für die dritte, "Der Geist hilft unsrer Schwachheit auf", traten darüber hinaus hohe Streicher und Oboe dazu. Die Sensibilität, die das vornehmlich aus Musikern der Sächsischen Staatskapelle und der Dresdner Philharmonie bestehende Orchester dabei an den Tag legte, ist unbedingt zu unterstreichen, namentlich das Continuo verstand es hervorragend, der Stimmführung, dem Atmen eines Chores zu entsprechen. Die zehn Damen und acht Herren des mit Bachs Werken bekanntlich bestens vertrauten Favorit- und Capell-Chores - der übrigens in diesem Jahr sein 25-jähriges Bestehen feiert - zeigten eine präzise und stets dem Inhalt dienende Herangehensweise an die Motetten, die durch wachen, freilich nie überzogenen Umgang mit Tempi, Dynamik (Mut zum wirklichen Piano) und Agogik große Lebendigkeit erhielten. Was man vermisste, war das Verschmelzen der einzelnen Stimmen zu einem echten Chorklang, zudem blieben die Spitzentöne des etwas stählern klingenden Soprans ohne die nötige Weite.
In einer nahe gehenden Interpretation, die den Weg aus der Trauer in die Freude sehr sprechend nachvollziehbar machte, beschloss die Kantate den Abend. Einzig die Anlage des ersten Chores schien nicht ganz schlüssig, der Textabschnitt "Ich hatte viel Bekümmernis" geriet recht flott, was bei seinem Kontrapunkt "aber deine Tröstungen..." keine Steigerung mehr zuließ. Beredte Schlaglichter setzten die Gesangssolisten Ute Selbig (Sopran), Martin Petzold (Tenor) und Egbert Junghanns (Bass), zudem seien die beseelte Oboe (Sebastian Römisch) und das virtuose obligate Cello (Jörg Hassenrück) in der Tenorarie "Erfreue dich, Seele" hervorgehoben.
Letzteres freilich wurde auch ein wenig Opfer der Akustik, die einige Töne einfach wegschluckte. Viel hängt hier offenbar trotz der beabsichtigten Verbesserungen im Zuge der Sanierung von der Aufstellung im Altarraum ab. Schienen zuletzt beim Brahmsrequiem die Bässe etwas unterbelichtet, waren sie diesmal eher im Vorteil. Gerade wenn nur das mittig postierte Continuo spielte, dominierte der 16-Fuß. Die Mittelstimmen hingegen schienen benachteiligt, ein Phänomen, das den Chor ebenso betraf. Hinzu kommt: Je größer und differenzierter die Palette der begleitenden Instrumente, desto schwieriger die Lage für den Chor. Allein an der Sprache war dies gut nachvollziehbar: Der Favorit- und Cappell-Chor war da durchaus vorbildlich, doch zumal in den Chören der Kantate ging einiges an Deutlichkeit verloren. S.G.
Hufvudstadsbladet 02.11.2004Peter
Schreiers uppträdande på söndagen i Sibelius-Akademin var
hans sista i Finland i egenskap av sångare. Schreier avslutar sin sångarkarriär
i juni 2005 men fortsätter efter det som dirigent.
Sächsische
Zeitung
24.09.2004
Der doppelte Müller
Packender
Peter Schreier
Bis auf den letzten Platz besetzt war die Aula des Meißner Gymnasiums
St. Afra beim Liederabend des Meißner Ehrenbürgers Peter Schreier.
Es fand anlässlich der 1075-Jahr-Feier der Stadt statt. Und der Abend
war ein echter Genuss. Was Schreier vor einigen Tagen in Dresden bei den „Magelone“-Romanzen
von Brahms geleistet hatte, wiederholte er potenziert bei den Liedern von
Franz Schubert und Wilhelm Müller. Letzterer mag bei den Texten vielleicht
selbst ein bisschen in die Rolle des jungen Müllerburschen geschlüpft
sein und sich so quasi verdoppelt haben. Diese Texte – Wilhelm Müller
war ein guter Dichter – waren dank Schreiers vorzüglicher Sprachbehandlung
lückenlos zu verstehen.
Glücksfall eines
Pianisten mit Camillo Radicke
Es kamen aber noch viele andere Positiva der Gestaltung hinzu. Schreier interpretierte
nicht allein die Musik, sondern ging auch den Liedinhalten detailgetreu nach,
was sich besonders auf die vielen Textwiederholungen auswirkte. Fast jede
von ihnen war anders, ohne dass sich Schreier in Kleinlichkeitskrämerei
verlor. Das war auch in seiner Mimik abzulesen, die Freude, Hoffnung, Trauer,
Verzweiflung widerspiegelte. Damit erhielten die zwanzig Lieder jeweils ihren
eigenen gestisch-erzählenden Charakter. Und über Schreiers Pianissimo
und sein Decrescendo im hohen Register kann man nur staunen.
Camillo Radicke am Klavier kann als Glücksumstand gelten. Nur selten
trifft man auf einen Begleiter, der die Gestaltung des Sängers in jeder
Feinheit mitvollzieht, keine technischen Mängel erkennen lässt und
nirgendwo gegen die notwendige Lautstärkebalance verstößt.
Den starken Beifall der Zuhörer hatte auch er vollauf verdient. P.Z.
Dresdner
Neueste Nachtrichten 13.09.2004
Gelungener Einstand
für "teure Halle..."
Dresden. Das Konzert am
Sonntagabend im Dresdner Kulturrathaus war insofern außergewöhnlich,
weil ausnahmsweise einmal nicht die ausführenden Künstler die Stars
der Veranstaltung waren. Diese Position nahm der Veranstaltungsort ein, denn
der große Saal erfuhr seine feierliche Einweihung nach mehrjähriger
Bauzeit.(.....) Der neue große Saal, für dessen Wiederherstellung
lange Zeit kein Geld vorhanden war, ist mit 230 Sitzplätzen nur um weniges
größer als der kleine nebenan und weist im Gegensatz zu diesem
keine alten Deckenbalken auf. Er ist ein Saal im klassischen Schuhkartonstil,
im unteren Teil holzgetäfelt. Man kann ihn als reinen funktionalen Zweckbau
bezeichnen, denn er verzichtet auf jegliche Schmuckelemente. (.....) Eins
aber lässt sich nach dem Eröffnungskonzerts sicher sagen: für
Gesang eignet sich der Saal. Kein Geringerer als Peter Schreier gab ihm im
Rahmen der Reihe "Das Lied in Dresden" die höheren Weihen.
Auf dem Programm stand "Die schöne Magelone" von Johannes Brahms
nach dem Text von Ludwig Tieck. Sehen wir davon ab, dass die gar wundersame
Geschichte vom Grafen Peter von Provence und der schönen Magelone in
Inhalt und Sprache hart an der Grenze zum Kitsch angesiedelt ist und von Wolf
Euba mit gerade noch vertretbarem Pathos gelesen wurde.
Bleiben wir statt dessen bei der Wiedergabe der fünfzehn Romanzen. Und
da setzt auch diesmal wieder das große Staunen darüber ein, über
welche stimmlichen Möglichkeiten Schreier noch immer verfügt, obwohl
er sein siebzigstes Lebensjahr begonnen hat. Da ist fast nichts an altersbedingter
Abnutzung des Stimmmaterials zu entdecken; Schreier kann noch immer große
Linien voll aussingen, ohne an Spannung nachzulassen; auch hohe Töne,
die nach wie vor kopfig angesetzt sind, sprechen ohne Verzögerung an;
Registerwechsel sind in einem weiten Bereich möglich und vollziehen sich
unmerklich. Selbst hoch dramatische Passagen wie etwa in "Wie soll ich
die Freude, die Wonne denn tragen?", für lyrische Tenöre oft
genug problematisch, lassen Schreiers Grenzen eher ahnen als hören. Dazu
kamen seine gestalterische Intelligenz, sein sicherer Geschmack bei den Liedern
mit einer Tendenz zur Sentimentalität (zum Beispiel "Muss es eine
Trennung geben") und die mitgestaltende Kraft des engagierten und sicheren
Alexander Schmalcz am Klavier, um das musikalische Ereignis dem Anlass entsprechend
groß werden zu lassen. P.Z.
Thüringer
Allgemeine 08.09.2004
Kunstfest Weimar: Lieder in Kontrast
Der Weimarer "Artist in Residence", András Schiff, mutet
den Kunstfest-Besuchern einiges zu. Statt das überwiegend ältere
Publikum bei seinem zweiten Weimarer Konzert unbehelligt in Schumann-Liederzyklen
schwelgen zu lassen, räumte Pianist Schiff mit Tenor Peter Schreier vorübergehend
die Bühne und überließ sie einem Ensemble, das Heinz Holligers
13 Jahre jungen Liederzyklus "Beiseit" interpretierte. So viel Moderne
kam bei einem großen Teil des Publikums gar nicht gut an.(.....) Dabei
war es ein Glück, dass "Beiseit" sperrig zwischen Schumanns
Eichendorff-Liederkreis op. 39 und der Dichterliebe op. 48 stand. Ohne Holligers
expressionistisch-witzige Winterreise wäre der Abend wohl in gepflegter
Langeweile erstarrt. Denn Peter Schreiers Interpretation der Eichendorff-Lieder
war eine Routine-Angelegenheit; formidabel die Stimme, vorhersehbar die Ausführung.
Eigentlich sollte man meinen, dass ein Sänger einen Liedtext ausdrucksvoller
und nuancenreicher interpretieren kann als ein Pianist. Beim Duo Schreier-Schiff
verhielt es sich anders herum. Wo Schiff mit Zurückhaltung und Finesse
tüpfelte, trug Schreier dick auf und zog Phrasen in die Breite. Bei Eichendorffs
"Mondnacht" geriet der Sänger an den Rand seiner stimmlichen
Leistungsfähigkeit und darüber hinaus: In den Höhen klapperte
es gewaltig. Die robusteren, schnelleren, dramatischeren Heine-Lieder lagen
Schreier besser, Klavier und Stimme wirkten auch geschickter aufeinander abgestimmt. Holligers "Beiseit" löste im Gegensatz zu Schiff
und Schreier keine Begeisterungsstürme aus (.......)
F.A.
Vorarlberger
Nachrichten 02.09.2004
Romantik mit Peter Schreier
Schwarzenberg. Peter
Schreier, der große deutsche Tenor, wählte für seinen Liederabend
Lieder von Brahms, Mendelssohn Bartholdy und Schumann. Es war ein Schwelgen
im Kosmos der deutschen Romantik, deren bedeutender Künder Peter Schreier
ist. Die zahlreiche Fangemeinde im Kauffmann-Saal war aufs Neue beglückt
von glockenhellen Timbre der Stimme, von der die feinsten Gefühlsregungen
(typisch romantisch die Themen Liebe, Natur und Tod) auslotenden Gestaltungskraft
des Tenors, von seiner unübertrefflichen verbalen Prägnanz, mit
der er die Sprache der großen romantischen Dichter veredelt. Am Steinway
assistierte einfühlsam der junge deutsche Pianist Camillo Radicke.
Schumanns "Dichterliebe"
Zu Beginn schenkte Peter
Schreier einigen der köstlichen "Deutschen Volksliedern" von
Brahms seine große
Kunst der hier schlichten Empfindungen. Mendelssohn Bartholdy folgte mit beliebten
Weisen wie dem lockeren "Pagenlied" (Eichendorff)
oder den beiden Heine-Liedperlen "Gruss" oder "Auf Flügeln
des Gesanges". Den Höhenpunkt des Abends bildete neben einigen Schumann-Liedern
die berühmte "Dichterliebe" nach Gedichten Heinrich Heines.
Unzählige gesangliche Fassetten bot der Meistertenor bei diesem Schumann-Zyklus
- vom sehnsuchterfüllten "Wunderschönen Monat Mai" über
das berückend-traurige "Ich hab' im Traum geweintet" bis zu
den dramatisch gesteigerten "Alten, bösen Liedern" (.......)
Merkur
Online 28.06.2004
"Die Rose,
die Lilie, die Taube, die Sonne"
Musikgenuss der Extraklasse
mit Tenor Peter Schreier
Schongau. Einen Musikgenuss
der Extraklasse mit dem bekannten Tenor Peter Schreier bescherte der Kulturverein
Schongauer Land am Samstag Abend im Ballenhaus. Vor voll besetztem Haus brillierte
der Star-Tenor mit Liedern von Robert Schumann zu Texten aus der Dichterliebe
von Heinrich Heine, sowie von Franz Schubert vertonten Texten von Ludwig Uhland,
Friedrich Rückert und Johann Wolfgang von Goethe. Dass es gar nicht so
einfach ist, so einen hochkarätigen Künstler, dessen weltweite Karriere
ihn unter anderem an die Mailänder Scala, die Metropolitan Opera in New
York, das Teatro Colon in Buenos Aires, sowie an die Staatsopern Berlin, Wien
und München führte, nach Schongau zu holen, betonte Vorsitzender
Dr. Helmut Zedelmaier. Doch mit viel Beharrlichkeit ist es dem Kulturverein
schließlich doch gelungen. Dass die Mühen sich gelohnt hatten,
war vom ersten Augenblick an klar.
Bereits mit dem ersten Stück "Im wunderschönen Monat Mai"
zog der charismatische Sänger aus Dresden das Publikum in den Bann. Andächtig
lauschten die Besucher den poetischen Liedern um Liebesfreud und Liebesleid
mit ebenso vielsagenden wie klangvollen Titeln wie "Die Rose, die Lilie,
die Taube, die Sonne", "Ich will meine Seele tauchen", "Ein
Jüngling liebt ein Mädchen" oder "Allnächtlich im
Traume seh` ich dich". Mit gebührendem Ausdruck und Leidenschaft
präsentierte Peter Schreier sein Programm, zeigte aber auch, dass ihm
der Schalk im Nacken sitzt, als er nach dem todernst präsentierten Lied
von der Forelle auf ein Kichern aus dem Zuschauerraum ein strahlendes Lächeln
ins Publikum schickte.
Einfühlsam und exzellent auf dem Klavier begleitet wurde der Tenor, der
seit 1979 auch als anerkannter Dirigent mit den bedeutendsten Orchestern in
der ganzen Welt auftritt, von Alexander Schmalcz. Der Pianist und Liedbegleiter
begann seine musikalische Laufbahn wie Schreier in Dresden und gewann bereits
bedeutende Preise und Wettbewerbe in ganz Europa. Seit 1999 hat er einen Lehrauftrag
an der Robert-Schumann-Hochschule in Düsseldorf.
Mit von Franz Schubert vertonten Gedichten Goethes, wie "Schäfers
Klagelied", "Ganymed" oder "Der Musensohn" endete
das gefällige Programm, das unter anderem auch eine Vielzahl von Besuchern
aus München angelockt hatte. Drei Zugaben mit dem abschließenden
"Guten Abend, gut Nacht" bekam das begeistert applaudierende Publikum
noch geboten, bevor Peter Schreier und Alexander Schmalcz endgültig die
Bühne verließen. UF
Vorarlberger
Nachrichten 24.06.2004
Schubertiade: Schreiers
Fest edler Gesangskunst
Schwarzenberg. Liederabende
mit Kammersänger Peter Schreier zählen seit Beginn der Schubertiade
zu den Höhepunkten des Festivals. Der 1935 geborene Tenor verfügt
heute über eine Reife, die Musikempfinden, Gesangstechnik, stimmlichen
Wohllaut und sensible Textbehandlung im Konzert als "Gesamtkunstwerk"
aufs Glücklichste verbindet. Bei seinem Liederabend im Kauffmann-Saal
sang Peter Schreier (mit dem deutschen Pianisten Camillo Radicke als kongenialem
Mitgestalter) beliebte Perlen des klassischen Liedrepertoires. Als Musikfreund
sind einem diese Lieder längst vertraut, doch immer versteht es der berühmte
Tenor aufs Neue, fern jeder Routine unentdeckte Fassetten aufblitzen zu lassen.
Schreier begann mit Mozart – in herrlich schlichtem Volkston etwa die
biedere "Zufriedenheit" oder das beklagenswerte "Veilchen",
die ironische "Betrogene Welt" oder die schmachtenden Grüße
"An Chloe". Von Beethoven erklang u. a. der Liebeshymnus "Adelaide",
der moralisierende "Wachtelschlag" oder die ungemein "Zärtliche
Liebe". Und Schubert widmete Peter Schreier mit allen Qualitäten
des grandiosen Schubert-Interpreten etwa den jubelnden "Frühlingsglauben",
das überschwängliche "Sei mir gegrüßt", die
ernsten "Gesänge des Harfners", ein beklemmendes "Wandrers
Nachtlied II" oder den optimistischen "Musensohn".
Sächsische
Zeitung 21.06.2004
Bekannte Tour durch
eine neue Klangwelt
Peter Schreier und das Dresdner Streichquartett boten in Kreischa eine
grandiose „Winterreise“ von Franz Schubert
Star-Tenor
Peter Schreier brillierte gestern in Kreischa mit einer grandiosen Interpretation
von Franz Schuberts „Winterreise“. Ungewöhnlich war nicht
nur der Zeitpunkt, so kurz vor Sommeranfang, sondern vor allem seine Begleitung:
das Dresdner Streichquartett. Eiskalt
weht Winterwind über den Totenacker. Schwarze Krähen lauern mit
scharfen Schnäbeln, um auf jedes letzte lebendige Zucken einzuhacken.
(.....)
Peter Schreier ist zweifellos seit Jahrzehnten einer der erlesensten Interpreten dieses Liedgutes. An die „Winterreise“ hat er sich jedoch erstmals im Alter von 50 Jahren gewagt: 1985 zur Eröffnung der Semperoper, begleitet von Swjatoslaw Richter. Am vergangenen Sonnabend wartete der Dresdner Tenor nun in der Kirche zu Kreischa mit einer äußerst ungewöhnlichen Version auf. Gemeinsam mit dem Dresdner Streichquartett um Thomas Meining bot er eine Bearbeitung des jungen Komponisten Jens Josef. Die bleibt dem Werk zwar insofern treu, indem sie sich größtenteils auf eine Umlegung und Verteilung der Klavierstimme auf die Streicher reduziert, dennoch gebiert sie eine vollkommen neue Klangwelt und erzwingt so auch vom Sänger frischen Zugriff. Dem stellt sich Schreier unerschrocken. Hält sich sonst das Klavier trotz aller Partnerschaft mit der Stimme doch eher dezent im Hintergrund und verleiht so dem Solisten auch musikalisch Einsamkeit, vereinen sich die vier Streicher zu einer ungeahnten Kraft. Da ist nichts von vielleicht vermutetem romantisch verklärten Gesäusel zu hören. Vielmehr steuert das Quartett einen eigenständigen und emotional äußerst intensiven Part bei und begibt sich mit dem Sänger in ein spannendes Wechselspiel. Es liefert nicht nur einen emotionalen Teppich, sondern transportiert eigenständig Gefühle, mal im Einklang, mal im Widerspruch zu denen der Gesangsstimme. Dadurch verstärkt sich die innere Zerrissenheit des Winterwanderers, und das Wanken zwischen Todessehnsucht und Lebenswille steigert sich zum existenziellen Ringkampf mit den depressiven Abgründen seiner Seele. Das Faszinierende daran ist, nie beißt ein Ton das Ohr, stets bleiben bei aller Intensität Wohlklang und Schreiers schon legendäre Textverständlichkeit erhalten.
Ein Atem, ein Herzschlag
vereint alle fünf Musiker
Gleich einer
verschworenen Gemeinschaft verschmelzen die Interpreten zu einem homogenen
Wesen mit einem Atem, einem Herzschlag, einem Ziel: eine packende Geschichte
zu erzählen und dabei all ihre Facetten auszuloten. Dabei entsteht ein
farbenreiches Klanggemälde. Man hört die wirbelnde Wetterfahne und
das Glucksen des Flusses ebenso wie die freudige Erwartung beim Erschallen
des Posthorns oder das Schwinden der Wahrnehmung im Lied „Nebensonnen“.
Die 300 Zuhörer in der Kreischaer Kirche umjubelten nach dem letzten
traurigen Ton des „Leiermanns“ nicht nur Peter Schreier, dem man
nach dieser kraftvollen, traumhaft schönen und mit ungeheurer Lebensbejahung
gespickten „Winterreise“ kaum glauben kann, dass er zu seinem
70. Geburtstag in einem Jahr aufhören will zu singen, sondern auch ein
ebenso phantastisch spielendes Streichquartett, vor allem aber eine grandiose
Interpretation. Bleibt zu hoffen, dass diese einmalige Aufführung Wiederholungen
finden kann, noch liegen die Aufführungsrechte einzig bei Christian Elsner
und dem Henschel-Quartett. T.H.
Turun
Sanomat 10.06.2004
Virsi-ilta Bachin tapaan
Saksalaistenori Peter Schreier on viihtynyt Naantalin
musiikkijuhlilla jo usean kerran
Naantali. Loisteliaan
uran lyyrisenä tenorina luonut Peter Schreier ei jouda eläkkeelle
lähes 70-vuotiaanakaan. Hän on niitä onnenpekkoja, joista ei
pitkän oopperauran jälkeen ole tullut vibraavia kehäraakkeja,
vaan ääni on pysynyt terässä. Tekniikka on ollut mitä
ilmeisemmin kohdallaan, ja sen kuulee kyllä siitä taipuisuudesta,
joustavuudesta ja helppoudesta, jolla Schreier kuvioita muotoilee. Tiistaina
Naantalissa hänellä oli hieman ongelmia alaäänten syttymisessä,
ja niissä oli toisinaan pientä epävireisyyttäkin.
Schreierin Naantalin-ohjelmaa voisi lied-illan sijaan kutsua virsi-illaksi. Hän lauloi parikymmentä hengellistä laulua Schemellin laulukirjasta, jonka melodiaosan Johann Sebastian Bach on sovittanut. Löysin noista lauluista suoralta kädeltä kuusi nykyisestä Saksan evankelisen kirkon (Niedersachsen) virsikirjasta, mutta lukumäärä on todennäköisesti suurempi, kun otetaan huomioon uudelleen muokatut tekstit. Lauluissa ei siis ole kyse museaalisista aarteista vaan yhä elävästä perinteestä. Laulutekstit ulottuivat kirkkovuoden aiheista joulusta kärsimysaikaan ja riemukkaista ylistyksistä kuoleman ja iankaikkisen elämän tematiikkaan. Schreier reagoi tulkinnoissaan koko ajan tekstin sisältöön, ja tarpeen tullen myös musiikillinen ilmaisu vaihtui mietiskelystä väkevään ylistykseen vaikka kesken säkeistön. |
Schreier mm. löysi hivelevän herkkyyden lauluun O Jesulein süss ja kohottavan voiman Paul Gerhardtin tekstiin Auf, auf! mein Herz mit Freuden. Lähes illan teemaksi mieleeni jäi Schreierin tulkitsema Bartholomäus Crasseliuksen säkeistö (suom. Dietrich Assmann), joka alkaa: "Suo minulle, Korkein, sellaista hyvyyttä, niin varmaan laulamiseni tulee oikein tehdyksi". Schreierin tulkinnallinen kapasiteetti tiivistyi ylimääräisenä kuullussa laulussa Bist du bei mir. Kyllä ukko-Bach osasi! Laulujen säestykset maalailivat instrumentin keinoin sanojen avaamia näkymiä.
Urkupositiivin ja cembalon ääressä taituroineelle Hansjörg Albrechtille Bachin nuottitekstit olivat luontevaa ja eloisaa luettavaa. Itsekin laulajana esiintyvä Albrecht osasi huomioida laulujen hengittävyyden ja värittää tekstiä. Albrecht avasi illan Bachin suurella Es-duuri-preludilla BWV 552 loisteliaasti kirkon pääuruilla. Niin ylöspäin kohoavaa ilmaisua en ole vielä tainnut tuosta urkuteosten kuninkaasta kuullakaan. A.H.
Sächsische
Zeitung 26.04.2004
Dresdner Walzernacht
Schloss Albrechtsberg, Dresden. (......) wollte die erste Walzernacht auch
nicht verpassen. Und den Stargast erleben: Kammersänger Peter Schreier.
Wegen ihm wurde der Ball um eine Woche verschoben, der Tenor weilte vorige
Woche noch in Genf. „Für mich gibt es einige Gründe, hier
dabei zu sein“, so Schreier. Endlich könne er nun mal wieder mit
der Dresdner Staatskapelle spielen, die in der Johann-Strauß-Formation
angetreten war. „Ich habe schon sehr viele Bälle erlebt, zum Beispiel
in Wien“, verriet er. „Doch dort will ich nicht mehr hin. Man
konnte nicht tanzen.“ Später sang Schreier leichte Kost für
einen beschwingten Abend. (.....)
Le
Temps 22.04.2004
La «Passion»
implacable de Peter Schreier
Genève/Genf. Vision insolite, mardi soir, au Victoria Hall de Genève.
Peter Schreier relève l'exploit de diriger La Passion selon saint
Jean de Bach tout en tenant le rôle de l'Evangéliste. Ce
qui l'oblige à se placer sur un podium entre les musiciens –
l'OSR face à lui – et les choristes – le Motet de Genève
derrière son dos – pour accomplir cette double mission. Ses gestes
ont beau être infimes, le chef Peter Schreier installe d'emblée
une tension implacable. Adoptant un tempo haletant dans le choeur d'entrée,
il nuance la progression dramatique, obtient une sonorité étale
aux cordes et des teintes blafardés aux hautbois. Le voici qui fait
un quart de tour vers la gauche. Et qui fait signe au choeur de clamer haut
et fort les mots "Herr, unser Herrscher". Poignant. Le dialogue
ne cessera de gagner en intensité jusqu'à l'apaisement final
("Ruht wohl").
Autre exploit: le ténor chante son rôle par coeur. Son timbre
si particulier, d'une lumière aveuglante, épouse le récit
avec un sens de la narration époustouflant. Peter Schreier adopte un
ton direct, sanguin, quasi rustique (cette Passion s'adresse aux
fidèle de l'Allemagne luthérienne). Il enchaîne ses récitatifs
sans répit, rend leur saveur aux mots, qui'il enrobe de chair et décharne
tour à tour. Et s'il crie littéralement, c'est parce que le
texte le dicte. Cette façon éminemment théâtrale
de vivre la Passion ne trouve que peu d'écho chez les solistes,
trop appliqués. Excepté le ténor alerte et vigoureux
de Martin Petzold, le timbre abyssal de Jochen Kupfer (Jésus), le chant
introspectif d'Annette Markert ("Es ist vollbracht!"), auxquels
s'ajoutent Egbert Junghanns (Pilate) et la soprano Stephanie Krone, servent
mieux les instants de contemplation que les péripéties dramatiques.
La palme revient au Motet de
Genève,
excellemment préparé par Wu Ching-lien. Tantôt dechaîné
(lorsqu'il incarne la foule des Juifs), tantôt recueilli (lorsqu'il
chante les chorals pour les assemblées de fidèles), il s'allie
à OSR tous aussi habilté. J.S.
Sunday
Times 13.03.2004
'Messiah' rings
with a different kind of passion
Chicago. It was 15 degrees [F] and windy Thursday night,
and a bundled-up crowd was hurrying into Symphony Center to hear a full-length
performance of Handel's "Messiah.'' Who would have thought that Christmas
was more than 280 shopping days away? The Chicago Symphony Orchestra was indeed
presenting the oratorio out of season, at least as far as American music lovers
are concerned. Europeans, however, tend to take their "Messiahs'' in
the spring, during the Lent and Easter seasons. Since Handel's masterwork
celebrates Christ's death and resurrection as well as his birth, a case can
be made for either approach.
Thursday's performance,
conducted by German tenor and oratorio specialist Peter Schreier, was a strong
reminder that "Messiah'' is a work for all seasons. With a chamber orchestra
of approximately 30 CSO musicians, the 100 or so lithe, fresh voices of the
Chicago Symphony Chorus and four dramatically committed vocal soloists, Schreier
presided over a "Messiah'' remarkably unburdened by its status as a Christmastime
warhorse.
Schreier, 68, has
performed as both singer and conductor since 1970 and focused on Bach passions
and oratorios in recent years. He conducted and sang in memorable CSO performances
of Bach's "St. Matthew Passion'' in 1997 and "St. John Passion''
in 2001. The virtues of his conducting in those works -- crisp phrasing, transparent
textures and buoyant, light-footed rhythms -- emerged in Thursday's "Messiah.''
Whether singing or conducting, Schreier is above all a storyteller. "Messiah's''
story was engrossing Thursday night, from the outraged declamation of bass
Kevin Burdette thundering against war-loving humanity in "Why do the
nations'' to the reproachful sorrow of mezzo-soprano Jane Gilbert in "He
was despised.'' Soprano Esther Heideman struggled with some of Handel's long,
ornamental melodic lines, but her voice was bright and sweetly consoling in
"I know that my redeemer liveth.'' Tenor Randel Rushing kept the action
moving briskly in his recitatives.
Prepared by director Duain Wolfe, the Chicago Symphony chorus was the antithesis of the massive, stolidly somber choirs that defined "Messiah'' performances for many decades. There was an intimacy to the singing, even in the famed "Hallelujah'' Chorus, that made us feel that we were hearing the gospel's good news for the first time from a dear friend. The small contingent of CSO musicians was equally responsive, from the lyrical, agile strings to the joyful trumpets and timpani.
These "Messiah''
performances are nothing if not timely. With Mel Gibson's "The Passion
of the Christ'' focused so obsessively on Christ's physical suffering, Handel's
oratorio, with its profound insights into human psychology as well as the
full trajectory of Christ's life, is a welcome alternative. W.D.
(.....) Trotz der teilweise großen Distanz zum Publikum vermochten die Ausführenden es die gesamten 80 Minuten hindurch, das Publikum zu fesseln. Man hätte manchmal eine Stecknadel zu Boden fallen hören können. Ungebrochen präsentierte Peter Schreier sein stimmliches Vermögen, sicherlich nicht mehr in allen Lagen so voluminös wie in Jugendtagen, doch wie eh und je mit einmaliger Tongebung, mit der er sich auch aus Hundertschaften von Tenören heraus zu erkennen gibt. |