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Boennigheimer
Zeitung 24.06.2005
Schreier lässt
es ausklingen
Alles deutete an dem Liederabend bei der Schubertiade Schwarzenberg auf das
angekündigte Ende einer Sängerlaufbahn hin: Schuberts posthum veröffentlichter
"Schwanengesang", die launige Zugabe des wiederholten "Abschied"-Lieds
und, natürlich, auch die altersbedingt nicht mehr ganz so frische, flexible
Stimme. Aber der bald 70-jährige Peter Schreier machte aus der Not eine
Tugend und erfüllte, von Wolfram Rieger am Klavier subtil ausgeleuchtet,
die sehnsuchtsvoll-beklemmenden Nachtlieder mit lebenserfahrenem Ausdruck
auf jeder Silbe.
Ovationen eines dankbaren Publikums, das den Sänger jedoch noch einige Male bei der Schubertiade erleben kann. Zum allerletzten Mal am 8. Dezember. (.....)
Tarvligheter
Alla textens tarvligheter kan dock inte ens musiken rädda. En höstlig
jaktscen med hästar och hundar beskrivs rakt upp och ner med smattrande
valthorn och en träig körsats, men till och med en sådan antiklimax
lyckades dirigenten Peter Schreier, Radions symfoniorkester och Ra-dions kammarkör
blåsa liv i. Fräsch, glad och sprudlande av liv var den efterföljande
festscenen med vin och dans. Ett riktigt eldprov råkade kören ut
för i den avslutande dubbelkören med en intrikat fuga, där
vintern omtolkas till livets slut och porten till den stora Morgonen.
RSO ger unga musiker en chans att träda fram som årets debutant
och den här gången var det tenoren Jussi Myllys som fick chansen.
Myllys är Peter Schreiers adept och hans röst bär tydliga spår
av dennes idiom att använda en mjuk, varm och uttrycksfull röst
som tar vara på vad texten vill säga. Juha Kotilainens märgiga
baryton hade liknande kvaliteter och Kotilainen gjorde också recitativen
till en fullödig syntes av text och musik, i stället för att
bara låta dem vara övergångar till arior och körer.
Christiane Oelzes sopran hade en ren och oskuldsfull framtoning som passade
Haydns stiliserade naivitet som hand i handske. Peter Schreier har slutat
sjunga själv men han fortsätter att dirigera. Schreiers djupa och
äkta känsla för den tyskspråkiga passions- och oratorietraditionen
är guld värd - ingen annan kan få ett verk som Årstiderna
att klinga så fullkomligt naturligt. Radions kammarkör uppträdde
sista gången som Radions kammarkör, och gjorde det som en oratoriekör
med ett gediget rösttekniskt hantverk i kombination med värme och
utstrålning i uttrycket. När kören byter namn till Helsingfors
kammarkör och inte längre är en del av Rundradion får
den här typens samarbete med RSO absolut inte äventyras. M.K.
Privedl si s sebou mladé zpeváky, z nich zvlášte sopranistka Barbara Christina Steudeová a altistka Britta Schwarzová zaujaly mekkými hlasy. Spolu se souborem Virtuosi di Praga a Praským komorním sborem dal Schreier skladbe, lícící Jeíšovo zatcení a ukriování, rysy vznosného i strhujícího príbehu.
Der Abschied klang
schon an
Nun gab es eine nicht minder einmalige Einheit von Sänger und pianistischem
Begleiter, die den Szenen des einsamen Wanderers in winterlicher Kälte
besonderes Gepräge gaben. Klar war die sprachliche und sängerische
Akzentuierung, höchst sensibel mitgestaltet von Camillo Radicke am Klavier.
Faszinierende Charakterstudien waren da zu hören, zwischen tiefer Verzweiflung
und vager Hoffnung hin- und hergerissen.
Ovationen gab es für diese Interpretation, für einen Sänger,
der ein Symbol für Dresdens Musikkultur ist. Schon etwas Abschied klang
hindurch als er am Schluss Schubert/Goethes „Über allen Gipfeln
ist Ruh“ als Zugabe bot. F.S.
Thomas
Hartmann (Dresden) 16.05.2005
Niemals so glaubhaft
und ergreifend
.... das faszinierende
konzert mit winterreise, schreier/radicke, war die sensation schlechthin der
dresdner musikfestspiele. alle bisherigen aufführungen konnte ich getrost
vergessen und tief in dichtung und musik einsteigen. schreier war niemals
so einfach und lebendig, so weise und uneitel, so glaubhaft und ergreifend.
radicke als unglaublich fordernder und fördernder partner am klavier,
hat die zärtliche umarmung und dankbarkeit des sängers wahrlich
verdient. falls jemand einen heimlichen mitschnitt von diesem letzten dresdner
liederabend gemacht hat - ich würde mich sehr freuen, wenn der gut geschützt
aufbewahrt wird.
Thurgauer
Zeitung 14.05.2005
Lieder mit und
ohne Worte
Warth. Die Ittinger
Pfingstkonzerte sind eindrücklich eröffnet worden. András
Schiff und Heinz Holliger gestalteten mit dem Tenor Peter Schreier am Donnerstag
ein Programm, das dem Thema aller Darbietungen dieses Jahres entsprach: «Lieder
mit und ohne Worte». (......)
Schumann war, wie Schubert, ein grossartiger Liederkomponist. Seine drei Romanzen
(op. 94) sind denn auch im wahrsten Sinn «Lieder ohne Worte» und
so wurden sie auch durch Heinz Holliger und András Schiff ausgedeutet.
Die drei Balladen jedoch, «Schön Hedwig» (op. 106), «Vom
Heideknaben» (op. 122, 1), «Die Flüchtlinge» (op. 122,
2), sind, wie im Programmheft vermerkt, nicht «Gattung für die
grosse Masse», weil der Zuhörer vom gesprochenen Text keine Silbe
verpassen darf, wenn er den Klangteppich, den der Pianist unterlegt, ganz
erfassen will. Die Ausdeutung durch Peter Schreier und András Schiff
liess keinen Wunsch offen. (.....)
Höhepunkt «Schwanengesang»
Und schliesslich der «Schwanengesang» - ein erster und wohl kaum
zu überbietender Höhepunkt zu Beginn der Pfingstkonzerte dank Peter
Schreier, dessen lyrischer Tenor nichts von seinem samtenen Timbre, seiner
Spannweite und seiner Ausdruckskraft verloren hat, und dem kongenial mitgestaltenden
Pianisten András Schiff: mit dem gleichen Atem und der gleichen Intensität
wie der Sänger. Man spürte, wie schon in den Liedern nach den Rellstab-Texten
die helle Stimmung des rauschenden Bächleins allmählich nachdenklicher
wurde, und sich in den Heine-Liedern verdüsterte bis zur Tragik der «Doppelgängers».
Der Beifall war so gross, dass die Konzertgeber mit zwei Goethe-Liedern («Wanderers
Nachtlied» und «Musensohn») froh gestimmt den Heimweg antreten
konnten. (.....) W.R.
Rhein
Zeitung 10.05.2005
Bewegend und bewegt
zugleich
Franz-Schubert-Abend
mit zwei einfühlsamen Interpreten begeisterte
ANDERNACH. Bewegt und bewegend
in mancherlei Hinsicht, so das Fazit eines ausschließlich dem Lied und
speziell Franz Schubert gewidmeten Abends, mit dem die Andernacher Musiktage
auf Burg Namedy einen würdigen Abschluss fanden.Bewegend war schon das Thema, indem
es so viele Zuhörer in den Konzertsaal lockte; natürlich verstärkte
der berühmte Name des Interpreten die Anziehungskraft der "Schönen
Müllerin".
Bewegend sodann - und bewegt zugleich - der Gesang Peter Schreiers und ganz
offensichtlich bewegt dieser selbst, als nach dem 20. Lied, am Ende einer
schon rein physisch anstrengenden Darbietung, die Menschen sich erhoben, um
dem nach wie vor beeindruckenden Künstler minutenlang stehend zu applaudieren.
(.....) Peter Schreier, der sich am Anfang
seiner Karriere vor allem als Mozart-Interpret einen Namen machte, hat diesen
Zyklus schon oft gesungen. Doch vermag keine Aufnahme, sie mag sogar besser
sein, das Fluidum der unmittelbaren Begegnung zu vermitteln. Ausdrucksstark
und sensibel zugleich zeichnet die Stimme des Müllersburschen schwankende
Gefühlslage; verhaltene Mimik und sparsame Gesten verstärken die
Wirkung des Textes, den diese Stimme deutlich vernehmbar bis in die hinterste
Reihe trägt. So könnte es Schubert gemeint haben, der einmal in
sein Tagebuch geschrieben hat: "Wollte ich Liebe singen, so ward sie
mir zum Schmerz. Und wollte ich wieder Schmerz nur singen, ward er mir zur
Liebe. So zerteilte mich die Liebe und der Schmerz."
Doch ist der Gesang bei Schubert nur die Schauseite der Medaille. Den wichtigen, ja unverzichtbaren Klavierpart, der einführt oder abschließt, moduliert, Akzente setzt und jederzeit in kongenialer Weise mit dem gesungenen Wort korrespondiert, spielte Alexander Schmalcz exakt und einfühlsam und diente so dem gemeinsamen Erfolg. (.....)
Peter Schreier ist der Mozartpreisträger 2005. Der Ausnahmekünstler erhielt die Ehrung der Sächsischen Mozart-Gesellschaft zur feierlichen Eröffnung des 14. Sächsischen Mozartfestivals am Freitag Abend in Chemnitz. „Der Name Peter Schreier zieht an wie ein Magnet“, sagte der Dresdner Musikwissenschaftler Prof. Dr. Hans John in seiner Laudatio auf den Künstler, der nunmehr seit 60 Jahren auf der Bühne steht. „Peter Schreier hat sich seit Beginn seiner Laufbahn als hervorragender Mozart-Tenor einen Namen gemacht. Für ihn sind die Werke von Bach und Mozart der Kern seines Schaffens. Aber Peter Schreier ist nicht nur als Sänger und sensibler Liedinterpret, auch von Kunst- und Volksliedern, berühmt, sondern ebenfalls als Dirigent“, erklärte John.Dass Peter Schreier diese Ehrung mehr als jeder andere verdient hat, das stellte er bereits zuvor unter Beweis. Denn die Zuhörer des Eröffnungskonzertes in der eher spartanisch ausgestatten Chemnitzer Kreuzkirche erlebten ein klassisches mozart-typisches Musik-Feuerwerk, bei dem auch Kenner den Atem anhielten und nur noch lauschten: Peter Schreier dirigierte den „Messias“ von Georg Friedrich Händel in der selten gespielten Bearbeitung von Wolfgang Amadeus Mozart. Mögen Mozarts Eingriffe in die Struktur gering gewesen sein, der Zuhörer bemerkte den veränderten und zugleich verwandten Geist. Verblüffend, wie nahe Mozarts Kompositionen der Musik Händels kamen. Besonders in den Sopranarien waren Mozartsche Pamina-Partien zu hören. Und geradezu spielerisch leicht dirigierte der Künstler die ungewohnt weiche und doch sehr klangreiche Fassung des „Messias“. Schreier führte die beeindruckenden Solisten – Barbara Christina Steude (Sopran), Annekathrin Laabs (Mezzosopran), Falk Hoffmann (Tenor) und Egbert Junghanns (Bariton) – überaus sicher und mit scheinbar wenig Aufwand mit dem Chemnitzer Barockorchester und dem Thüringischen Akademischer Singkreis zu einem Ganzen zusammen, das sogar das berühmte „Halleluja“ zu einem fast neuen Erlebnis werden ließ.
Nicht nur die Zuhörer, sondern auch Peter Schreier ließ sich von der Magie der Musik so sehr mitreißen, dass er die Lippen bewegte, indem er bei verschiedenen Arien im Innersten mitsang. Ein Zeichen, dass er sogar dieses seltene Werk auch als Sänger in- und auswendig beherrscht. „Auch bei den Proben hat Peter Schreier ab und zu mitgesungen“, verriet Ekkehard Hering vom Chemnitzer Barockorchester. „Es klang wie bei einem jungen Mann, überwältigend.“
Doch es könnte sein,
dass die Stimme Peter Schreiers künftig kaum noch live zu hören
ist. Denn er kündigte in Chemnitz an, dass er noch in diesem Jahr seine
Laufbahn als Sänger beenden wird. „Ich habe mich lange Jahre als
Tenor mit Mozart befasst und immer eine große Freude dabei verspürt.
Deshalb scheint mir mein 70. Geburtstag der richtige Moment zu sein, um mit
dem Singen aufzuhören“, erklärte Schreier. Seine Ankündigung
löste lebhaftes Bedauern im Publikum und zugleich auch Verständnis
aus. Möglicherweise, so wurde danach vermutet, könnte ein Liederabend
in Dresden mit „Die Schönen Müllerin“ von Franz Schubert
im Sommer sein letzter Auftritt als Sänger werden. Peter Schreier, der
in Meißen geboren wurde, feiert am 29. Juli 2005 seinen 70. Geburtstag.
B.P.
Süddeutsche
Zeitung 29.03.2005
Unterschiedliche
Blickwinkel
Zwei Matthäuspassionen mit Bach-Chor und Klangverwaltung
Jetzt, da die dunkle Fastenzeit von den papiergrasgrünen Ostertagen abgelöst
worden ist, liegt Bachs Matthäuspassion wieder weit weg. Das muss kein
Nachteil sein, denn umso gelassener mag die Rückschau auf die beiden
Karfreitags-Aufführungen in der Philharmonie ausfallen. Es ist fraglich
genug, ob überhaupt nüchtern rezensiert werden kann, was das Publikum
oft als eine Art Konzertsaal-Gottesdienst erlebt.
Im Falle des Münchener Bach-Chors unter Peter Schreier kommt hinzu, dass
Schreier für das Ende des Jahres seinen Abschied als Sänger angekündigt
hat. Damit ist er vielleicht zum letzten Mal als Evangelist aufgetreten, also
in einer Rolle, die er geprägt hat wie sonst wenige. Obwohl heute der
Stimme des 69-Jährigen die frühere Kraft fehlt, so weiß sie
doch zu jedem Zeitpunkt genau, was sie sagen will, und stellt sich damit wie
eh und je ins Zentrum der Leidensgeschichte. Diese Perspektive ist es, die
Peter Schreiers Matthäuspassion so besonders macht, weil sie im Erzähltext
ihren Dreh- und Angelpunkt findet. Als Dirigent und Evangelist zugleich verdichtet
Schreier das Geschehen in der Botschaft, aus der heraus er das Werk deutet
und erklärt.
Schreier ist auf Partner angewiesen, die ihre Position kennen und selbstständig
ausfüllen, weil er ihnen als Dirigent nicht allzu viele Hinweise gibt
auf die Extras rechts und links des Weges. So schlugen sich zwar das Bach-Collegium
München, das Bach-Orchester und - mehr oder weniger - auch der Bach-Chor
wacker, doch überboten einige Solisten den oft wenig runden Gesamteindruck
bei weitem. Vor allem der weiche, zart geführte Sopran von Simone Nold
machte aufhorchen, und in der Arie "Aus Liebe will mein Heiland sterben"
war nur schwer zu bestimmen, ob die Singstimme schwereloser klang oder András
Adorjàns Flöte. Als Continuo-Organist steuerte der künftige
Leiter des Bach-Chors, Hansjörg Albrecht, manch muntere Generalbass-Auszierung
bei.
Derartige Schlenker gab es bei der Matthäuspassion von Enoch zu Guttenberg
nicht. Er ging strenger zu Werke und konzentrierter, aber der bedeutsamste
Unterschied zu Schreier lag im Blickwinkel. Schon rein äußerlich
war die Aufgabe des Evangelisten eine andere: Marcus Ullmann sang links am
Rande (......) J.R.
Münchner
Merkur 29.03.2005
Kräftige Farben
Matthäus-Passion mit Peter Schreier
Beinahe fünfzig Jahre sind seit Peter Schreiers erstem Auftreten als
Evangelist in Bachs Matthäus-Passion vergangen. Am Karfreitag war der
Tenor und Dirigent in der Münchner Philharmonie nun zum wahrscheinlich
letzten Mal mit diesem Werk zu erleben. Zumindest was den Sänger Peter
Schreier betrifft, denn am Dirigentenpult dürfte man ihm auch in Zukunft
begegnen.
Anders als Originalklang-Spezialist Ton Koopman, der am Tag zuvor an gleicher Stelle mit dieser Passion gastierte, wählte Schreier insgesamt breitere, oftmals getragene Tempi und malte mit kräftigeren Farben, was besonders in den wuchtigen Doppelchören und dem bewegenden Schlusschor Effekt machte, den die Sänger des Münchener Bach-Chores eindrucksvoll zu gestalten verstanden. Auch Bach-Orchester und Bach-Collegium, die zu beiden Seiten des Podiums postiert waren, hatte Schreier fest im Griff und entlockte vor allem den Holzbläsern auch zarte Zwischentöne.
Die doppelte Belastung
als Dirigent und Sänger meisterte er geschickt und ließ sich am
Ende dafür vom Publikum feiern. Natürlich, die Stimme des knapp
70-Jährigen hat inzwischen merklich an Kraft und Höhensicherheit
eingebüßt, doch verstand es Schreier, dieses Manko durch eine exemplarische
Textgestaltung beinahe vergessen zu lassen. 1956 hatte er diese Partie in
Bremen zum ersten Mal übernommen, und dass ihn das Werk seitdem durch
seine Sängerlaufbahn begleitet, war in jeder Silbe zu spüren.
Von der Diktion Schreiers könnten auch manche seiner Solisten noch lernen.
Vor allem Tenor Alexander Yudenkov, der sich hörbar mit seinen Soli abmühte.
Für Enttäuschung im Publikum hatte die Absage von Olaf Bär
gesorgt, doch war mit Markus Marquardt als Christus ein mehr als adäquater
Ersatz aufgeboten, der mit jugendlicher Frische und Stimmkraft zu imponieren
verstand. Auch Sopranistin Simone Nold und Egbert Junghanns (Bass) sangen
ihre Arien solide. Doch wirkliche Emotionen vermittelten sich allein bei Annette
Markert, die die Alt-Arien mit warmer, manchmal leicht flackernder Stimme
interpretierte. T.H.
ResMusica.com 10.03.2005
Le cumul des passions
Peter Schreier chante et dirige. Douai. Eglise Notre Dame. 08-III-2005.
En
invitant Peter Schreier à venir le diriger dans la Passion selon Saint
Jean, l’Orchestre National de Lille conviait à son pupitre un
des représentants les plus éminents de la tradition «Est-Allemande»
de l’interprétation de Bach, illustrée avant lui par des
chefs tels que Rudolf Mauersberger, Martin Flämig ou Gunther Ramin. A
cette tradition accordant une importance première au texte, au drame
et à la foi religieuse, et caractérisée par l’ampleur
des effectifs, Peter Schreier ajoute souplesse et musicalité et utilise
des chœurs d’adultes, alors que ses illustres devanciers, cantors
de maîtrises, utilisaient naturellement des chœurs d’enfants.
Peter Schreier a lui-même débuté comme contralto enfant au vénérable Kreuzchor de Dresde dans les années 1940, et a enregistré en tant qu’évangéliste les Passions sous de nombreuses baguettes, Richter, Karajan, Mauersberger, Rilling, , .. Ayant abordé la direction d’orchestre au tournant des années 80, c’est tout naturellement qu’il a décidé de combiner le rôle de l’évangéliste et la direction musicale de ces Passions. La réunion de ces deux tâches, pour écrasante qu’elle soit, est parfaitement logique car c’est l’évangéliste qui, par le débit de ses interventions, détermine en grande partie le choix du tempo dans le choral qui suit. Les enregistrements de ses prestations en tant qu’évangéliste et chef à la tête de la Staatskapelle de Dresde sont parus chez Philips et sont encore 15 à 20 ans après leur sortie l’une des rares alternatives modernes aux interprétations sur instruments anciens. Loin de ces reconstitutions à petit effectif qui font florès aujourd’hui, Peter Schreier utilise un chœur d’une cinquantaine de chanteurs et un orchestre fourni, les seules concessions à l’instrumentarium baroque étant l’emploi d’une viole de gambe et d’un théorbe dans la deuxième partie.
C’est une expérience réellement impressionnante de voir et d’entendre le chef-ténor interpréter cette Johannes Passion. Le chef est strict et sévère, imposant un contrôle absolu à l’orchestre d’un point de vue dynamique, il obtient des pianissimi d’une douceur et d’une transparence étonnante pour un ensemble aussi fourni. Sa longue expérience de chanteur lui permet de ménager ses solistes, ici en allégeant la masse orchestrale, là en accélérant le tempo lorsque le chanteur commence à manquer de souffle.
Sa prestation en tant qu’évangéliste est encore plus aboutie. Bien sûr, le timbre qui n’a jamais été bien séduisant n’est plus très frais, l’émission est parfois hasardeuse, et la voix a beaucoup perdu en assurance dans des aigus souvent détimbrés, en même temps que le grave est excessivement vibré. Lui reste un médium encore très confortable, une belle projection et la conduite sans faille de sa ligne de chant. Les carences vocales de Schreier pèsent cependant de peu de poids face à son talent de narrateur, à sa fougue et à la manière dont il prend le texte à bras le corps. Se basant sur la compréhension intime qu’il a de l’œuvre (il dirige et chante sans partition), donnant sens à chaque mot, bousculant le rythme de la déclamation aux moments opportuns, il met par le seul pouvoir du verbe des images sur chaque épisode et permet à chacun de comprendre le sens des paroles allemandes même en ne suivant pas le livret des yeux, et sa voix écorchée et fatiguée rend cette histoire abrupte et violente avec une vérité dont ne serait pas nécessairement capable un ténor en pleine possession de ses moyens vocaux.
Tenant la partie d’alto, Suzan Blattert, beau timbre clair, fait preuve d’une belle musicalité dans «Von den Strichen meiner Sünden», mais une véritable contralto aurait des graves mieux assurés. Elle est plus à l’aise dans «Est ist vollbracht», mais est trahie là par une gambiste très peu inspirée, et qui joue faux. La soprano Barbara Christina Steude, timbre argenté, aux vocalises aériennes réussit un très beau «Ich folge dir gleichfalls mit freudigen Schritten» malgré quelques stridences dans le suraigu. Sa deuxième aria est plus laborieuse car elle n’en maîtrise pas très bien les longues phrases et peine à en animer le da capo. Yves Saelens est un ténor au timbre un peu grisonnant, peu séduisant de prime abord, mais qui manifeste une belle compréhension des enjeux du texte, et qui est à l’aise dans les vocalises. On lui reprochera un volume assez confidentiel, surtout dans «Erwäge, wie sein blutgefärbter Rücken» où il peine à franchir le mur de l’orchestre. Le soliste le plus impressionnant est la basse Markus Butter, avec sa diction mordante, son timbre de bronze et ses graves bien assurés, il fait un Pilate d’une autorité indéniable dans les récitatifs et est très brillant dans les trois airs qu’il a à défendre. Le Jésus de Egbert Junghanns est plus problématique. Placé à la tribune de l’organiste, il déclame sa partie d’une façon trop grandiloquente et boursouflée pour être crédible, et alors que tous les autres protagonistes, galvanisés par l’Evangéliste font assaut d’ardeur et d’urgence dramatique, faisant de cette partition un drame de chair et de sang, Junghanns fait plus penser à un improbable «grand méchant loup» qu’à un véritable Jésus-Christ.
Les timbres du Chœur régional Nord/Pas de Calais, préparé par Eric Deltour, sont globalement peu séduisants (altos et ténors surtout). Les choristes ne chantent pas toujours de façon totalement intelligible, mais ils compensent par leur vérité dramatique, comme chauffés à blanc par la direction de Schreier, l’épisode de la Condamnation et Crucifixion, dans lequel le chœur interprète le Peuple Juif, est à cet égard parfaitement réussi, tendu du début à la fin par les interventions brûlantes et fielleuses des choristes. L’Orchestre National de Lille, malgré ses effectifs fournis, répond avec une grande souplesse à la battue très précise du chef, et les solistes ont des interventions très soignées, la palme revenant à la flûte traversière éloquente de Chrystel Delaval.
Il est à noter la disposition particulière de ce concert, chef placé dos au chœur faisant face au public, instrumentistes disposés en cercle face au à lui, de trois-quarts dos par rapport aux auditeurs, un peu comme si on était à l’opéra, mais avec un chef qui se trouverait sur scène plutôt que dans la fosse. Cet agencement inhabituel permet à Schreier de bien tenir en main tout son monde, mais il rend certains instruments peu audibles, car leur son part vers les choristes plutôt que vers le public. C’est le cas d’une partie des violons et surtout du violoncelle du continuo qu’on n’entend presque pas par rapport à l’orgue positif.
Malgré tout, ces
petits détails sont vraiment peu de choses face à la grandeur
d’un concert qui fut une expérience d’une grande intensité,
dans lequel chaque musicien s’est transcendé, sous la conduite
d’un des interprètes majeurs de Bach, et qui fera assurément
partie des meilleurs moments de la saison de l’ONL.
Richard Letawe
La Voix du Nord 05.03.2005
On sait, ou on ne sait pas, que le ténor allemand a vécu quasiment
toute sa carrière avec Bach, le Kantor de Leipzig. Les Passions, la
Saint-Jean comme la Saint-Matthieu, il faut, en vérité, bien
les connaître, les comprendre et les aimer pour oser, comme le fait
Peter Schreier, mener tout ensemble la direction d'un vaste effectif orchestral
et vocal - même si on est ici dans des dimensions réduites, c'est
à dire non symphoniques -, et chanter le récitatif, ce rôle
de l'Évangéliste qui mène le drame d'un bout à
l'autre. Que dire, sinon que l'on est ici dans un territoire où ne
peuvent accéder que les plus grands. Qu'à eux seuls appartiennent
ces tempi nerveux et saccadés, conduits de l'index, voire d'un regard,
comme le fait Peter Schreier. La voix du maître s'est sans doute un
peu, à peine, teintée, certains aigus sont peut-être,
à peine, moins habiles. Le son, le souffle, l'aisance sont intacts.
Sous son impériale autorité, les cinq solistes sont irréprochables.
À l'image du Choeur régional - qui n'a pourtant pas la
partie facile - comme des instrumentistes de l'Orchestre national de Lille.
Hier soir à Lille, c'était une merveilleuse Saint-Jean, la dernière
que donnera en France Peter Schreier.
J-M D.
Nicht zu leugnen ist, dass die Messe auch ihre Positiva besitzt. An allen Stellen ist zu spüren, dass hier ein eminent erfahrener Komponist an der Arbeit war. Der melodische Fluss ist so natürlich und ungebrochen wie in Rossinis Opern. Dort begegnet man häufig gar zu platten stereotypen Wendungen, die man oft schon voraussagen kann. Dieses Phänomen ist in der Messe höchstens tendenziell vorhanden. Allerdings führen viele Textwiederholungen, die sich auch in musikalischen Wiederholungen manifestieren, doch zu einem Gefühl der Schwatzhaftigkeit, das auch durch die beste Interpretation nicht beseitigt werden kann. Dass Rossini ein Großmeister des Belcanto war, verraten die Solopartien.Die waren durchaus befriedigend, wenngleich nicht in allen Fällen optimal besetzt. Mit der Sopranistin Helen [Donath] war ein großer internationaler Star zu Gast. Sie überraschte mit einer noch immer tragfähigen und kraftvollen Stimme ohne störendes Vibrato und gab der Partie, was sie brauchte. Auch die Mezzosopranistin Ulrike Helzel war eine gute Wahl, obwohl einige sehr tiefe Töne etwas forciert klangen. Michael Heim ist kein ausgeprägter Rossini-Tenor, hat zwar eine schlanke, aber auch ein bisschen eng wirkende Stimme und hätte hin und wieder noch eine Spur mehr Stimmkraft gebraucht, um gegen das Orchester zu bestehen. Letzteres trifft auch auf den Bariton Stephan Loges zu, der im Übrigen jedoch mit linearer Stimmführung und nobler Gestaltung überzeugte.
Chor und Orchester musizierten sauber und stilistisch weitgehend unanfechtbar. Dass etwas mehr an zupackendem Al-fresco-Musizieren wünschenswert gewesen wäre, ist kein Widerspruch dazu, denn es läge noch im Bereich des Zulässigen. Vielleicht sind aber all solche Erwägungen unangemessen, denn Konzerte zum Dresdner Gedenktag haben vorrangig die Funktion, der Erinnerung einen künstlerischen Rahmen zu geben. So stand dann dieses Konzert unter dem etwas trutzig wirkenden Leitspruch "Dresden lebt!", und die Mitwirkenden und viele Besucher hatten sich die weiße Rose angesteckt, die in diesem Jahr das tragende Symbol ist. P.Z.
Times 18.01.2005
RCM Chamber
Choir & Orchestra/Schreier
The life of the great tenor
Peter Schreier is turning full circle. As a boy, he performed in the Dresden
Kreuzchor, listening to and singing solos in the Bach masterworks with which
he’d be so closely associated throughout his life. Now, at 70, after
a lifetime of Mozart opera, Lieder and Bach Evangelists without compare, Schreier
is returning to coach and direct new generations of Bach singers and players.
Schreier has made four visits to St John’s with musicians from the Royal
College of Music: their 2003 Christmas Oratorio was an unforgettable experience.
This time, it was Bach’s B-minor Mass, in a performance that movingly
fused innocence and experience, youthful wonder and veteran wisdom.
No period instruments, no starry soloists: this was simply exquisitely prepared and sensitively directed chamber-musical Bach, with instrumental and choral voices listening minutely to each other at every turn. Schreier is a minimalist of a conductor. He had only to nudge and to nod in order to set free, with deceptive simplicity, all that must have been long prepared in rehearsal, not least within the score of Paul Spicer, director of the RCM’s Chamber Choir.
In the Gloria, trumpet-bright violins were set change-ringing with the choral voices. And from the heart of the choir came, it seemed, the pleas for mercy of individual supplicants, set against long, dragging vowels, heavy with the full weight of the world’s sin. Led by José Monton, whose violin solo had graced the Laudamus te, the string ensemble was lightfingered and lithely phrased, momentarily tinting the phrasing of the Agnus Dei with the palette of the Passions.
This was a performance
that gloried in intimate details such as these. The Credo unfolded with a
calm inevitability, its cumulative power almost imperceptibly built. And Schreier
revealed the expectation of the Resurrection, through Bach’s chromatic
miasma, to be a real mystery, until all was changed in the twinkling of an
eye, and the blast of a trumpet.
With the exception of the evening’s eloquent mezzo, Jennifer Johnston,
all the soloists were drawn from the choir. I particularly enjoyed the joyful
soprano of Lorna Bridge; Ida Falk Winland’s beautifully honed, more
resinous soprano in the Laudamus te; and the burgeoning lyric tenor of Ben
Johnson, only slightly over-awed, perhaps, in the presence of his master’s
voice.
Hilary Finch at St John's Smith Square
Musicweb.uk.net January 2005
Dichterlieben, of course, practically grow on trees: on this same evening, one could have chosen to hear the work at the Wigmore Hall by one of the RCM’s former pupils, Jonathan Lemalu – most other critics did choose that performance, but I doubt very much if the quality of the singing would have been the equal of Schreier’s. These commemorative performances were instigated by the RCM’s Head of Vocal Studies, Neil Mackie, himself a distinguished interpreter of these works, and Wednesday night’s was one of the best things he has organised there. Every tenor wants to have a go at ‘Dichterliebe’ – it is officially everyone’s favourite song cycle, and even a pretty mediocre performance by yet another wannabe Wünderlich is liable to be called ‘a recital of astonishing maturity’ by those who really should know better. What a pity that one couldn’t have lined up virtually every other singer and critic and frogmarched them all to the RCM to hear Schreier sing it with matchless authority and unequalled depth of understanding. The voice has never been the most purely beautiful: one never went to hear this singer in expectation of perfect tone, but his interpretive skill allied to a highly individual timbre have always singled him out – so fine is his technique that the years have been relatively kind to him, so that only the most taxing notes find him little stretched.The key to ‘Dichterliebe’ is the right combination of rapture and borderline hysteria, and Schreier and Vignoles capture it exactly. ‘Im wunderschönen Monat Mai’ was sung with the beautiful legato line yet the sense of longing was already there in the first line, echoed by the hesitancy of the piano. ‘Die Rose, die Lilie’ was taken extremely fast, as it should be, leaving ‘Wenn ich in deine Augen seh'’ to be the still centre: Schreier’s interpretation of crucial words such as ‘ganz’ and ‘bitterlich’ here provided an object lesson in how to lean on significant moments without making them bear too much weight. The same was true of ‘Ich will meine Seele tauchen’ where in the final line, ‘In wunderbar süßer Stund’ most singers will select either the noun or one of the adjectives to highlight: Schreier is able to give each word its proper importance, never pushing too hard, but never crooning either.Vignoles played the nachspiel to the eighth song superbly, and launched into ‘Das ist ein Flöten’ with real relish: ‘Hör' ich das Liedchen klingen’ was perhaps the evening’s finest example of the closeness of spirit between pianist and singer, with the piano’s rippling arpeggios gently supporting the melancholy vocal line. ‘Ein Jüngling liebt ein Mädchen’ is often the song where the emergent or the merely mediocre feel that they can indulge in a bit of over-the-top action: hands in pocket, pseudo – eloquent shrugs and so on: however, histrionics are not welcome here, and as always, Schreier shows the way with gestures that are as subtle as his singing. And what of that giveaway little word, ‘Heimlich’ in ‘Allnächtlich im Traume’? Perfection: delicately suggestive of intimacy yet not remotely distanced from its line, as finely sung as the last two stanzas of the penultimate song – these lines had it all, from the sense of fervent longing at ‘und dort mein Herz erfreun’ through fleeting bliss at ‘frei und selig sein!’ and finally bitter realization at ‘wie eitel Schaum.’We had been invited to hear ‘Dichterliebe’ and that was all we had expected, so dinner plans had been made nearby for 7.45 after a 7 p.m. start: however, the concert also featured a lively performance of Brahms’ opus 101 by three of the RCM’s rising young instrumental stars, with Andrew Joyce an especially promising ‘cellist, and as an encore, ‘because ‘Dichterliebe’ is so short,’ we got ‘not one encore but twelve’ in the shape of the opus 39 ‘Liederkreis.’ This ‘encore’ featured some marvellous singing and playing, especially in ‘Intermezzo’ and an impassioned ‘Schöne Fremde’ and closed with a ‘Frühlingsnacht’ which came as close as any I have heard to the ideal, with the throbbing semi-quavers of Vignoles’ accompaniment echoing the fervent urgency of the vocal line. Rumour has it that this may be Schreier’s last London recital: if so, he could hardly have departed from the platform on a higher note. Schreier is also, of course, a notable conductor and at St John’s on Friday, RCM students were directed by him in a performance of the B Minor Mass. His presentation of the Christmas Oratorio in January 2003 was remarkable not only because he combined the role of conductor with that of narrator, but also owing to the team of soloists, drawn as they were from the cohort that included Andrew Kennedy and Jared Holt: it would be too much to ask for another group with such outstanding promise, and amongst this evening's singers only the mezzo Martina Welschenbach and the baritone Håkan Ekenäs were at their level. Welschenbach sang the sang the ‘Qui sedes’ and ‘Agnus Dei’ with a smooth line and plenty of confidence, and Ekenäs gave a fluent rendering of ‘Et in Spiritum Sanctam’: his is a voice with a very distinctive character, almost tenorial at the top and with plenty of power. The other singers did not fare so well, but they were mostly very young indeed and cannot but have been encouraged and inspired by the experience of working with Schreier.
The RCM Chamber Choir was superbly directed by Paul Spicer,
with the alto sections especially strong: this was a dramatic reading of the
score above all in sections like ‘Et resurrexit’ which had the
appropriate note of triumph. Instrumentally there were some fine performances
to savour, notably from the flutes in the ‘Domine Deus’ and ‘Benedictus’
and the strings in the ‘Credo’. Schreier maintained the work’s
sense of grandeur throughout, whilst highlighting its intimacy and narrative
qualities, and although I would not say that his conducting is in the same
class as his singing, he brings to it a highly individual Lieder singer’s
sense of phrasing as well as a devotion to Bach’s music which is genuinely
inspirational to know.
Melanie Eskenazi